Das Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft versucht nun Antworten zu finden.
Es freut mich, Ihnen zum Anfang des Jahres von einem wichtigen Meilenstein auf dem Wege Deutschlands und Europas in das digitale Zeitalter berichten zu können. Im Herbst 2017 eröffnete die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Johanna Wanka, das Deutsche-Internet Institut in Berlin. Es trägt den Namen Joseph Weizenbaums, ein gebürtiger Berliner, der in den siebziger Jahren am Massachusetts Institute of Technology an Vorläufern des Internets und „künstlicher Intelligenz” forschte. Er war maßgeblich an der Entwicklung von ELIZA beteiligt, einer der ersten sogenannten Chatbots, also einem Computerprogramm, das seinem menschlichen Nutzer mittels geschickt programmierter Rhetorik eine Zeit lang die Illusion eines echten Gesprächs vermitteln kann. Es wird oft anekdotisch beschrieben, dass, als Weizenbaum sah, wie bereitwillig sich die Menschen seiner ELIZA anvertrauten, obwohl sie wussten, dass es sich um eine Simulation handelt, in ihm jene kritische Haltung gegenüber den neuen Technologien aufkeimte, für die er später bekannt werden sollte. So beschreibt er, zum Beispiel, in seinem 1976 erschienenen Buch „Computer Power and Human Reason” wie Computer und „künstliche Intelligenzen” wichtige Urteile niemals in Eigenregie fällen dürfen, da es ihnen an Mitgefühl und Weisheit, an einzigartig menschlichen Fähigkeiten fehlt. Dennoch, digitale Technologie wird sich immer mehr mit unseren gesellschaftlichen Strukturen verweben und wird weiter verändern wie wir arbeiten, kommunizieren und leben. Nur mit fundierten Debatten, sollten wir dieser „digitalen Revolution” entgegen gehen. Jenes Fundament zu bauen, auf dessen Grundlage politische und soziale Entscheidungen getroffen werden können, ist die Aufgabe des Internet-Instituts.
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie kann der Mensch, wie eine Gesellschaft, die Potenziale der neuen Technologien, selbstbestimmt, nachhaltig und sicher für sich nutzen? Forscher aus den Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, sowie der Informatik, werden versuchen in 20 Forschungsgruppen konkrete Fragen, die diesem übergeordneten Ziel entspringen, zu beantworten. So wird zum Beispiel untersucht, welcher Rahmenbedingungen es bedarf, um die digitale Souveränität, also die Selbstbestimmung und Kontrolle im Umgang mit digitalen Technologien und der Speicherung von Daten, aufrecht zu erhalten, welche neuen Möglichkeiten sich in der Wissensvermittlung und demokratischen Mitbestimmung eröffnen, und wie Ungleichheiten im Zugang und in der Beherrschung digitaler Technologien verhindert werden können. Meine Aufgabe wird es unter anderem sein, herauszufinden, wie sich etablierte Unternehmen verändern müssen, um auf einem mehr und mehr datenbasierten Markt innovativ zu konkurrieren.
Fest steht: Die Digitalisierung und die rasante Entwicklung neuer Technologien birgt immer neue Herausforderungen für unsere Gesellschaft in einer nie da gewesenen Geschwindigkeit. Das Internet-Institut versucht durch unabhängige, exzellente und interdisziplinäre Forschung diesen Herausforderungen kritisch, handlungsorientiert aber durchaus optimistisch zu begegnen.
Joseph Weizenbaum sagte einmal: „Eine Gesellschaft, die sich auf eine Technik einlässt, braucht eine starke innere Kraft, um von den Zielen nicht verführt, nicht gierig zu werden”. Kurz bevor er 2008 im Alter von 85 Jahren verstarb, hatte ich noch die Gelegenheit mit ihm persönlich zu sprechen und ich erinnere mich gut daran, dass ihm die drängende Aktualität seiner Mahnung gegenwärtig war und auch uns wird sie als gutes Gewissen und Leitbild in unserer Arbeit begleiten. Ich bin gespannt, welche Entwicklungen das Jahr 2018+ mit sich bringt und freue ich mich, Ihnen bald mehr berichten zu können.
Gruppenfoto der Konsortialpartner*innen-
am 21. September 2017